Die COVID-19-Pandemie hat die Eventbranche auf Eis gelegt. Seit Monaten werden wichtige Sport-, Musik- und Kulturveranstaltungen abgesagt und verschoben. Einige Events finden nun im digitalen Raum statt. Kreative haben neue Wege der Remote-Produktion gefunden. Es ist auch klar, dass sich die Situation für das Veranstaltungsmanagement nicht so schnell verändern wird. Die Event- und Unterhaltungsindustrie steht daher, wie so viele andere, unweigerlich vor einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Die Millionen-Dollar-Frage von Expert:innen, Unternehmen und Kreativen lautet also: Wie werden wir in Zukunft Live-Momente erleben?

Mut zur Ungewissheit

Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Frage, sondern einige relevante Ideen, die sich auf unterschiedlichste Weise zu neuen Ansätzen kombinieren lassen. Über die Zukunft von Großveranstaltungen zu sprechen bedeutet zunächst, über eine Denkweise, eine Arbeitsweise und eine Methode zu sprechen. Für die meisten Menschen ist dies nicht wirklich neu. Wir alle kennen den “Trial-and-Error” Ansatz. Es ist wichtig, Partner:innen zu finden, denen ihr vertrauen könnt. Bleibt nicht bei der Frage stecken, wie die Dinge zu sein haben. Wenn ihr dies tun, verpasst ihr die Gelegenheit, etwas Einzigartiges zu schaffen. Aber zunächst sollten wir klären: 

live event tanz performance

© Marcel Schwickerath

Was macht einen Live-Moment so besonders?

Wenn wir an einer Live-Veranstaltung teilnehmen, erleben wir uns als Individuen in einer inszenierten Realität, beispielsweise einem Live-Musikkonzert unserer Lieblingskünstler:innen oder einem inspirierenden Keynote-Vortrag. Was diese Live-Momente so besonders macht, ist der mühelose Übergang von einem „Ich“ zu einem „Wir“, und zwar auf unterschiedliche, unaufdringliche und manchmal begeisternde Weise. Live-Momente sind daher auf die reinste und spontanste Art kreativ, da sie durch unsere kollektiven Präsenz in einem kurzen Moment direkt entstehen.

Die Magie eines Live-Ereignisses entspringt zudem einer Geschichte, die uns bewegt, und es uns ermöglicht in andere Welten einzutauchen. Über das Erleben einer Geschichte, formen wir bleibende Eindrücke und Erinnerungen, die über diesen persönlichen Zugang, teilbar werden – egal ob offline oder online.

Ob es sich um einen Film, eine Werbekampagne oder einen Late-Night-Drink mit unseren besten Freund:innen handelt, all diese Erlebnisse sind verkörperte Geschichten, die erzählt werden können. Geschichten sind nicht flach, sondern mehrdimensionale Welten, die erlebbar sind und mit denen wir interagieren können. Geschichten sind Ganzkörpererlebnisse, die individuell und kollektiv gelebt werden, unabhängig vom Format.

live event

© Chris Moylan

Wie “(er)leben” wir in Zeiten des Coronavirus?

Es ist offensichtlich, dass der Live-Event-Sektor voraussichtlich zuletzt wieder zurückkehren wird. Menschenmassen in Innenräumen sind wiederholt zum Epizentrum von Infektionen geworden. Umfragen von McKinsey haben gezeigt, dass  Menschen trotz der Wiedereröffnung der Märkte weiterhin zögern, international zu reisen und an Großveranstaltungen teilzunehmen. Fallzahlen und Vorschriften unterscheiden sich von Region zu Region, was es schwierig macht, Großveranstaltungen zu planen, welche von Lieferant:innen und Zielgruppen aus der ganzen Welt abhängen.

Die Veranstalter:innen versuchen sich daher im digitalen Raum, wie zum Beispiel im Fall der Build Conference von Microsoft oder des Tomorrowland Festivals. Live-Übertragung und Event-Streaming sind ein wesentlicher Bestandteil dieser Formate, und viele Events werden derzeit auf diese Weise geplant. Während virtuelle Veranstaltungen auch unterhaltsam sind, können sie die physische Erfahrung nicht replizieren. Um konstruktiv neu zu denken, müssen wir uns dies eingestehen. 

mixed reality

© Marcus Zumbansen

Hybride Events 

Ein hybrides Event ist per Definition eine physische Erfahrung, die durch eine Online-Präsenz erweitert wird. Für die Veranstaltung gelten weiterhin Sicherheitsbestimmungen. Da die Größe des Live-Publikums begrenzt ist, verlagert sich der Schwerpunkt fast ausschließlich auf das virtuelle Publikum und darauf, wie dieses angesprochen werden kann. Während meiner Zeit bei battleROYAL habe ich ein erfolgreiches Umsetzen von Veranstaltungen innerhalb dieser Grenzen erlebt, welches auf drei wesentliche Elemente zurückzuführen ist:

Die Startup-Denkweise

Wir erleben heute einen Moment, in dem wir gemeinsam aufgefordert werden, auf Innovation und die Transformation der Art und Weise, wie Dinge getan werden, zu drängen. Der Versuch, die alten Methoden mit digitalen Mitteln zu übersetzen, verstärkt die Dinge, die zuvor in einer Live-Umgebung schon nicht funktioniert haben: langweilige Keynotes, trockene Podiumsdiskussionen und ein Publikum mit glasigen Augen. Startups bringen seit Ewigkeiten frischen Wind auf den Markt. Durch die Übernahme des Ideenfindungsprozesses sowie des Prototyping & Testings können wir die Kreativität und die Fähigkeit unserer Teams, gemeinsam Entscheidungen zu treffen, wirklich nutzen. Wir müssen über disruptive Innovationen im Veranstaltungsraum nachdenken.

Datengesteuerte Kreativität

Für unser Team war Technologie immer das Rückgrat unserer kreativen Arbeit und unseres kreativen Prozesses. Dabei ging es jedoch nie nur darum, so viele neue, disruptive Technologien wie möglich zu implementieren. Technik um der Technik willen hat bei uns nie funktioniert. Unser oberstes Ziel ist es, sinnvolle Momente für ein Publikum zu schaffen, die durch bewegendes Geschichten-Erzählen und technologischen Antrieb geschaffen wurden. Technologie kann den kreativen Prozess beeinflussen, aber was ein Ereignis jeglicher Art wirklich ansprechend und bedeutungsvoll macht, sind die Geschichten, die erzählt und geteilt werden.

Kollaboration

Das Produzieren von hybriden Events eröffnet einen  neuen Raum des Experimentierens. Es ist unvermeidlich, dass es sich bei diesem Prozess um einen Prozess der Zusammenarbeit und Mitgestaltung handelt, bei dem im Idealfall alle Beteiligten und Abteilungen frühzeitig einbezogen werden. Innovative Ideen entstehen in einer interdisziplinären, interkulturellen Umgebung. Vergesst jedoch nicht euer Publikum, das mehr denn je offen für neue Formate und Experimente ist. Kommuniziert einfach euren Prozess und lasst euer Publikum teilnehmen.

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